Ausstiege in Begleitung: Warum?
Drei gute Gründe für Mecklenburg-Vorpommern

Wir von JUMP begreifen Ausstiegsbegleitung als einen elementaren Bestandteil einer ganzheitlichen Strategie im Umgang mit dem Phänomen Rechtsextremismus in MV.

1. Wir fühlen uns durch das Landesprogramm „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken!“, das 2006 von den demokratischen Landtagsfraktionen auf den Weg gebracht wurde, ermutigt.

Darin heißt es unter anderem: „Gerade Jugendliche wissen oft nicht, worauf sie sich da eingelassen haben und können zur Umkehr bewegt werden. Erforderlich ist ein differenziertes Umgehen, das nicht vorschnell stigmatisiert, dämonisiert oder verharmlost. Die einzelnen Menschen dürfen nicht verloren gegeben werden.[…] Sie wieder einzubinden in die Zivilgesellschaft ist Herausforderung und Chance zugleich[…].“ Dies soll im Rahmen eines konkreten „Ausstiegsprogrammes“ umgesetzt werden.

2. Uns ist ernsthaft am vom Grundgesetz in Artikel 1 mit unantastbarer Würde versehenen Menschen gelegen – vor allem wenn er auf Distanz geht zu früheren entwürdigenden, rechtsverletztenden Verhaltens- und Denkweisen gegenüber anderen Menschen.

Es handelt sich um junge Menschen, deren Biografien nicht immer linear verlaufen und die deshalb auch nicht ohne Brüche auskommen. Ihnen sollte – mit dem Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit ausgestattet (Artikel 2 des Grundgesetzes) – es auch zugestanden werden, dass sie nach falsch getroffenen Entscheidungen diese revidieren (ggf. nach juristischer Sanktionierung) und anschließend neue treffen können. Diese Entwicklungschance halten wir für wichtig und unterstützenswert.

3. Wir verstehen uns als Teil einer Gesellschaft, die Wertegemeinschaft sein will und deshalb den Wert jedes einzelnen jungen Menschen besser über- als unterschätzen lernen sollte!

Innerhalb unseres Trägers gilt der Grundsatz: „Keine/r darf verloren gehen!“. In unserer Gesellschaft darf man durchaus von einer konstruktiven Verlustangst erfüllt sein, denn: geben wir auch nur einen einzigen jungen Menschen an eine antidemokratische, menschenverachtende, imaginäre „Volksgemeinschaft“ preis, riskieren wir unersetzliche Einbußen an Menschlichkeit, Kreativität, Energie und Entwicklungspotential. Nicht nur angesichts der demografischen Entwicklung in unserem Land können wir uns das nicht leisten. Integrationswille, Leistungsbereitschaft und Solidarität erwachsen aus der Identifikation des Einzelnen mit der sozialen Umwelt. Diese zu unterstützen, muss unser aller Anliegen sein.
Das, was Jugendliche denken und wie sie handeln, erscheint ihnen als subjektiv sinnvoll. Wenn diese Sinnhaftigkeit bezogen auf rechtsextreme Zusammenhänge zu bröckeln beginnt, braucht es eine sinnstiftende Alternative, die mindestens als gleichwertig empfunden wird. Hier anzusetzen ist nun die Herausforderung, der sich die freiheitlich-demokratische Gesellschaft stellen muss. Erste Schritte dahin unternehmen wir von JUMP mit unserem Angebot der Ausstiegsbegleitung und Beratung.